US-Bundesrichter urteilt gegen Internet Archive: Online-Bibliothek verletzt Urheberrechte

Ein US-Bundesrichter hat entschieden, dass das Internet Archive keine Berechtigung hat, Bücher zu digitalisieren und online wie in einer Bibliothek zu verleihen. Damit wurde entschieden, dass das von der Organisation betriebene Projekt die Urheberrechte von vier großen US-Verlagen verletzt.

Richterentscheidung im Rechtsstreit mit Verlagen

Im Juni 2020 reichte die Association of American Publishers (AAP) im Namen von vier Verlagen (Hachette, HarperCollins, Penguin Random House und Wiley) eine Urheberrechtsklage gegen das Internet Archive (IA) ein. Die gemeinnützige Organisation mit Sitz in San Francisco hat in den letzten zehn Jahren Millionen von gedruckten Büchern digitalisiert und als E-Books kostenlos verliehen. Von diesen sind jedoch 3,6 Millionen durch gültiges Copyright geschützt, darunter 33.000 Titel der klagenden Verlage.

Die Verlage argumentierten, dass das Controlled Digital Lending-Konzept von IA rechtlich nicht haltbar sei und das Kopieren ihrer Bücher ohne Erlaubnis illegal ist. Sie forderten die Schließung der Online-Bibliothek des Internetarchivs und Schadensersatzzahlungen.

Internet Archive beruft sich auf Fair Use

Das Internet Archive verteidigte sich damit, dass ihre Praktiken durch die Fair Use-Doktrin geschützt seien. Diese erlaubt unter bestimmten Umständen die Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke ohne Lizenz. IA stellte sicher, dass immer nur eine Person auf eine digitale Kopie eines physischen Buches zugreifen konnte, um eine unkontrollierte Massenverteilung zu verhindern.

Urteil: Fair Use-Doktrin greift nicht

Richter John G. Koeltl entschied jedoch gegen das Internet Archive und wies darauf hin, dass das Vorgehen der Organisation nicht von der Fair Use-Doktrin gedeckt sei. Er erklärte, dass die digitalen Kopien der Bücher keinen transformierenden Charakter hätten, der den Schutz der "fairen Nutzung" rechtfertigen würde. Die E-Books ersetzen lediglich die von den Verlagen lizenzierten Kopien für traditionelle Bibliotheken.

Folgen des Urteils und Reaktionen

Das Urteil hat zur Folge, dass das Internet Archive seine E-Book-Leihbibliothek in der aktuellen Form nicht weiterführen darf. Die Organisation hat jedoch angekündigt, in Berufung zu gehen, da das Urteil den Zugang zu Informationen im digitalen Zeitalter behindere.

Chris Freeland, Director of Open Libraries von IA, betonte, dass das Internet Archive weiterhin als Bibliothek fungieren werde und viele der angebotenen Dienstleistungen mit digitalisierten Büchern nicht infrage gestellt würden.

Die Vorsitzende der Association of American Publishers, Maria Pallante, äußerte hingegen, dass das Urteil die Bedeutung von Autoren, Verlegern und kreativen Märkten in einer globalen Gesellschaft unterstreiche.

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